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Vandog Korny

Das zuckersüße Schlitzohr

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Seit nun schon über sechs Jahren gibt es den kleinen Korny. Er war so etwas
wie Mázli's kleiner Bruder. Tatsächlich war er auch als genau das gedacht.
Man kann davon halten, was man will, doch Korny wurde damals als Zweithund
dazu geholt, damit der Erste nicht mehr alleine ist.

 

Mázli war eine kleine Zicke und der Hund, den sie akzeptieren und im Idealfall auch
lieben konnte, musste in ein ganz bestimmtes Schema passen. Es sollte ein junger Hund
sein, aber bloß kein Welpe und unbedingt ein Rüde, aber auf keinen Fall dominant.
Er sollte absolut ruhig und ausgeglichen sein, nicht aufdringlich und am besten all diese positiven Eigenschaften auf Mázli übertragen.

Ziemlich exakt das, hat Korny verkörpert. Er sollte uns zuerst gar nicht vergönnt sein, denn er war bereits vermittelt. Doch durch einen unvorhersehbaren Zwischenfall kam er in die Vermittlung zurück und somit zu Mázli. Die Tierschutzorganisation, die Korny in Griechenland von der Straße geholt hatte, gab uns die Möglichkeit, ihn in seiner Pflegestelle besuchen zu gehen. Tatsächlich hielt der kleine Streuner, was er auf den ersten Blick zu versprechen schien. Eine Woche später zog er bei uns ein und half Mázli nach und nach ruhiger und gelassener zu werden. Dafür war der Zweithund gedacht. Dafür ist Korny perfekt, ja geradezu ein Geschenk des Himmels. Doch es bleibt unverkennbar: In dem Schlitzohr steckt durch und durch nur Jagdhund. Noch nie zuvor haben wir einen Hund erlebt, der mit einer derartigen Schmerzunempfindlichkeit und Hartnäckigkeit etwas jagt, wenn er die Chance dazu bekommt.

 

Jahrelange Versuche seinen Trieb - diesen uralten Instinkt - komplett in den Griff zu bekommen, scheiterten. Die Menschlichkeit hat uns irgendwann haltmachen lassen, als wir auf eine Art der Bestrafung hätten zurückgreifen müssen, die gegen jedes unserer Prinzipien ging. Aber auch unser Weg zeigte mit der Zeit verhältnismäßig überragende Fortschritte. Sehr oft darf Korny mittlerweile von der Leine und bei vielen Reizen, die sich ihm bieten lässt er sich – durch positive Verstärkung – hervorragend abrufen. Immer seltener lässt er sich dazu hinreisen, seinem Impuls des Hetzens zu verfallen und im Jagdgalopp für mehrere Stunden kopflos im Dickicht zu verwinden. Aber ein Restrisiko bleibt natürlich. Sehen wir einen Hasen zu spät, sieht Korny ein Reh vor uns, dann ist er weg.

 

Noch nie hat er etwas gerissen und wir werden unser Bestes geben ihn mit Vernunft und Verstand weiterhin so zu führen. Auch Korny hat eine riesen Freude daran neue Wege zu erkunden, sich auf Lichtungen zu sonnen und permanent an unserer Seite zu sein. Er ist zwar ebenso gelehrig wie faul und kommt mit seinem Dickkopf problemlos an den der Bullies heran, doch mit seinem überwältigenden Charme gleicht er seine Fehltritte mit Leichtigkeit wieder aus. Lange böse sein kann man diesem kleinen Schlitzohr bei bestem Willen nicht

Unser Kondi ist am 11. September 2021 während unserer Alm-Zeit tragisch ums Leben gekommen. Es ist die letzte Weide auf dem Pass gewesen, die vorletzte Weide des Projekts, die wir einzäunen mussten und die unserem kleinen Bergsteiger zum Verhängnis wurde. Dutzende Meter über einem sich durch das Alpine Gestein fressenden Gletscherfluss muss er über eine steile Klippe aus abschüssigen und losen Steinen ins Tal gestürzt sein. Wir waren am zäunen, als Kondi mit Chelly nur kurz hinter einem großen Stein verschwand. Nach wenigen Minuten kam Chelly zurück, von Kondi aber keine Spur. Es dauerte drei Stunden, bis wir den kleinen Mann fast am Ufer des Flusses im Tal fanden, doch wir kamen nicht zu ihm, zu unsicher war das Gelände. Nochmal eine Stunde später hatte Ben sich unmittelbar über dem Fluss zu unserem kleinen Mann vorgekämpft, um bestätigen zu können, dass er beim Sturz einen Genickbruch erlitten haben muss und sicher sofort tot gewesen war. In weiteren drei nervenaufreibenden Stunden schaffte Ben den Körper unseres verstorbenen kleinen Schlitzohrs die Klippe wieder hinauf. Gott weis, was uns dabei noch alles hätte passieren können, doch das Opfer des Tages blieb alleine unser Kondi. Neunundneuzigtausendmal ging das schwänzeln durch die Berge gut, fast acht Jahre lang, und dann, ein einziges Mal, eine einzige Sekunde nicht. Es ist unvorstellbar schwer ohne ihn weiter zu machen, doch wir kämpfen jeden Tag. Unser kleiner Mann ist vom Tal eines reisenden Flusses bis zum Äscherofen von uns getragen worden und wir tragen ihn noch weiter auf ewig in unseren Herzen, auch wenn er schon längst da oben bei Mazli angekommen sein muss. Run in Peace kleiner Mann.

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