Von kleinen Hunden und großen Erfahrungen
Seit einigen Wochen sind wir bei einem Urlaub gegen Hand Angebot in einer Tierauffangstation in den Bergen von Kroatien. Neben gut 10 frei laufenden Hunden wuselten zudem 8 junge Welpen jeden Tag um uns herum. Diese süßen und quirligen Vierbeiner haben nicht nur die Neugierde von ihrer bildhübschen Mutter vererbt bekommen, sondern auch das schwarze Fell.
Wir sind wirklich gottfroh über Trollys Maulkorb und Hausanzug, seit wir auf dem großen Hof in den Bergen von Kroatien stecken. Lange war unser Angsthund jetzt ausgeglichen und tough gewesen, die beste Zeit, um nachlässig zu werden. Wir nennen den Zeitraum, in dem eigentlich alles cool ist und man langsam beginnt den Focus aus den Augen zu verlieren, die sogenannte Gewöhnungsphase. In dieser befanden wir uns mit Trolly nach den ersten Wochen auf dem Hof, als er mit allen zehn Hunden begann kompromissvoll auszukommen und sich halbwegs sicher an Ben orientierte. Es überraschte uns selbst, wie cool unser Angsthund war, und wir nahmen ihm immer öfter den Maulkorb ab oder legten ihn gar nicht erst an. Als die Wuselwelpen begannen munterer zu werden und sich von Tag zu Tag weiter aus dem Nest trauten, hatten wir den Ernst der Lage nicht auf dem Schirm, bis zum gestrigen Abend.
Wie gewohnt fütterten wir unsere Vierbeiner nach der abendlichen Gassirunde vor dem Van, als winselnd und quiekend der erste Welpe um die Ecke kam. Korny und Chelly hatten ihren Napf bereits längst leer gefressen und es war nur noch an Trolly, seine Abendration zu vertilgen. Genüsslich kaute er wie immer einen Hundefutterbrocken nach dem anderen und wiegte sich neben der Türe des Vans in Sicherheit. Seinen Maulkorb trug er natürlich nicht und den schwarzen Welpen, der sich von hinten an ihn ranschlich, nahm er auch nicht wahr. Erst als die sieben Geschwister des kleinen Hundes ihren Bruder eingeholt hatten, bemerkte Trolly, dass etwas nicht stimmte. Mit unwissendem Todesmut stürzte sich die winselnde Meute auf unseren Angsthund, um ihm beim Leeren seines Futternapfes behilflich zu sein.
Nach einem – für unseren Autisten ungewöhnlichen – Moment der Fassungslosigkeit, legte sich schließlich Trollys gewohnter Schalter um und er ging zum Angriff über. Würde man ihn nicht kennen, könnte man meinen er sei einfach nur futterneidisch und wölle seinen Napf verteidigen. Doch bis zum Tod, und dass auch noch bei Welpen, würde so eine Situation selbst bei Futterneidern wohl selten führen. Wir waren gottfroh über Bens schnelle Reaktionszeit in Trollys Schockmoment, der sonst vermutlich einen der schwarzen Hunde zwischen die Zähne bekommen hätte. Als eingespieltes Team hatte uns die Gewöhnungsphase zum Glück noch nicht zu sehr im Griff. Schnell saß Trollys Maulkorb auf der Bullie-Nase und wir konnten in Ruhe die Welpen wegpacken. Einwirken ließ unser Angsthund während der gesamten Situation leider nur mäßig auf sich. Bedenkt mal allerdings, dass die Welpen in einer für ihn grauenhaften Kombination alles verkörpern, wovor er Angst hat, war seine Reaktion natürlich absolut nachvollziehbar. Dass die kleinen schwarzen Wusels keinen teuflischen Plan ausgeheckt haben, um Trolly zu überrumpeln und zu Boden zu zwingen, wird unser Angsthund vermutlich nie begreifen. Doch ab jetzt werden wir wieder etwas vorsichtiger sein und müssen unserem Autisten vermutlich ein neues, sicheres Plätzchen zum Fressen suchen.
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